Wir steigen in den Bus ein und quetschen uns auf eine der Bänke. Sie sind definitiv nicht für Europäer gebaut. Einer der Busfahrer wedelt auf einmal mit einem Bündel Geldscheine rum (Falschgeld?) und einige Fahrgäste steigen entsetzt aus .. wir haben keine Ahnung was hier vor sich geht und bleiben einfach mal sitzen. Einige neue Fahrgäste steigen ein und der Bus ist gut gefüllt - 15 Plätze, 15 Personen - es kann losgehen.
Der Busfahrer hupt während des Fahrens so permanent, dass ich das Gefühl nicht los werde, dass irgend etwas schlimmes passiert, wenn er aufhört zu hupen. Nach einigen Minuten hält der Bus wieder an und weitere 5 Personen steigen ein. Also gut, alle rutschen zusammen. Der Bus war wohl doch noch nicht voll. Neben mich setzt sich ein älterer Mann und ich sage freundlich "Xin Chao (hallo)" mit meinen erstklassigen Vietnamesischkenntnissen. Er interpretiert das als genau solche und beginnt einige Minuten auf mich einzureden mit der Erwartung ich würde ihn verstehen. Aber ich verstehe nur Bahnhof und zucke mit den Achseln. Nach einigen Minuten hält der Bus wieder ein und 5 weitere Personen steigen ein. Langsam wird der Bus voll ... der ältere Mann setzt sich neben Peter, wo er bald beginnt Peter's helle Haut zu bewundern und seine blonden Haare anfassen zu wollen. Nun ja, kontaktscheu sind Vietnamesen nicht. Ich hingegen bin eingequetscht zwischen einer älteren Frau und einem älteren Mann, der bald einschläft und dabei seinen Kopf an meine Schulter legt. Ich lausche zu etwas Musik und probiere mich zu entspannen.
Auf einmal fährt der Bus in eine Art Einfahrt und es heißt Toilettenpause. Doch Toiletten gibts hier nicht so richtig, dass heißt, jeder sucht sich eine schöne Ecke. Wir gucken inzwischen auf das Dach des Busses und stellen fest, dass dort einige Hennen in einem großen Korb mitfahren. Für Proviant ist also auch gesorgt. Es steigen noch ein Paar weitere Personen ein und nun ist der Bus wirklich voll: Peter, Ich und 25 Vietnamesen ... nach einigen Minuten geht es weiter, doch gleich darauf stoppt der Bus wieder. Reifenpanne. Also alle raus und fix den Reifen repariert. Wir haben bei einer improvisierten Autowerkstatt angehalten, also dauerte es nicht lange. Dann alle wieder rein in den Bus und weiter geht's. Die Hennen auf dem Dach gackerten aufgeregt. Es holperte etwas vor sich hin, bis auf einmal vor mir ein kleines Kind anfängt sich zu übergeben. Ich probiere fieberhaft zu entscheiden, ob der Geruch davon oder der Geruch der Durianfrucht (=Stinkefrucht) schlimmer ist. Ich kann mich nicht entscheiden, wahrscheinlich hat das Kind vorher Durian gegessen. Nach einiger Zeit steigen ein Paar Leute aus und es sind nur noch 15 Mann im Bus. Völlig leer! Neben mir sitzt ein kleines Mädchen, das mich mit großen Augen anguckt. Touristen sind hier ziemlich selten, in den letzten 3 Tagen habe ich keinen gesehen.
Irgendwann kommen wir in Pleiku an, wo wir umsteigen müssen. Schnell, schnell. Umsteigen muss hier immer schnell gehen. Der neue Bus ist leer, wir freuen uns wie Schnitzelkönige und öffnen zur Feier des Tages eine Packung Kekse. Doch die Freude ist nicht von Dauer und nach einigen Minuten müssen wir völlig überhastet wieder in einen anderen Bus. "Free, free". Also steigen wir ein in den gut gefüllten Bus und fahren los. In dem Bus gibt es laute schnelle Bässe, ein richtig kleiner Partybus. Ich habe noch ein Paar Kekse übrig und verteile sie eifrig in der Runde. Währenddessen hupt der Busfahrer wieder ununterbrochen und ich stelle fest, dass das Hupen zur Musik passt. Oder passt die Musik zum Hupen?
Der Partybus tuckert also langsam über den Highway, als es langsam anfängt ziemlich stark zu regnen. Es bilden sich große Pfützen auf der Straßen. Einmal kommt uns ein Moped entgegen und unser Busfahrer begrüßt es mit einer großen Ladung Pfützenwasser. Der Partybus jubelt. Nur eine Frau hinter mir und neben Peter findet es nicht so lustig, sie muss sich übergeben. Aber es scheint keinen zu stören. Während ich mir Freunde mit Keksen mache, macht sich Peter derweil ein Paar Freunde mit dem Übersetzungsprogramm seines Iphones. Sie wollen wissen, wo er herkommt. "Denmark" ... hm ... ah .. "Dänmaark". Der ganze Bus ruft "Dänmaark".
Auf einmal sind wir dann in Kon Tum, nach 250km und einer 7ständigen Busfahrt. Wir sind guten Mutes und verabschieden uns von unseren Mitreisenden.
Unser Bus mit dem kleinen Mädchen |